In Ovis Apalis

Magische Eier à la Apicius 🥚✨
Dieses Rezept aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. kombiniert hartgekochte Eier mit einer ungewöhnlichen, aber köstlichen süß-sauren Sauce aus Honig, Essig, Kräutern – und Fischsauce. Was heute experimentell klingt, war in der Antike eine Delikatesse. Und hinter dem Gericht steckt mehr als nur Geschmack: eine römische Anekdote über Aberglauben, Geister und zerbrochene Eierschalen.

Zutaten

  1. 2–3 hartgekochte Eier, geschält

  2. 1 Handvoll Pinienkerne

  3. 1 TL frisch gemahlener schwarzer oder langer Pfeffer

  4. 1 EL getrockneter oder frischer Liebstöckel

  5. 1 EL Honig

  6. 1 Spritzer Balsamico-Essig (oder Weinessig)

  7. 1 TL Liquamen / Garum (alternativ: vietnamesische Fischsauce)

  8. Salz nach Geschmack

Zubereitung

  1. Pinienkerne zusammen mit Pfeffer und Liebstöckel im Mörser grob zerstoßen.

  2. Honig, Essig und Fischsauce zugeben und alles zu einer sämigen Paste mörsern.

  3. Mit Salz abschmecken – die Sauce sollte süß-sauer und mild würzig schmecken.

  4. Hartgekochte, geschälte Eier auf einem Teller anrichten.

  5. Die kalte Sauce darübergeben und servieren.

  1. Tipp: Die Sauce schmeckt am besten frisch, aber auch leicht durchgezogen am nächsten Tag.

 

Wissenswertes

Das Rezept stammt aus dem Werk „De re coquinaria“, das einem gewissen Apicius zugeschrieben wird – einem legendären Feinschmecker des römischen Kaiserreichs. Römer liebten geschmacksintensive Kombinationen: süß, salzig, sauer, pikant – oft alles auf einmal. Honig und Essig bildeten in vielen Rezepten die Basis für solche Saucen.

Liquamen (oder Garum), eine würzige Fischsauce, war das römische Universalgewürz – vergleichbar mit Maggi, Sojasauce oder Nuoc Mam heute. Es wurde in großen Mengen produziert und im gesamten Reich gehandelt.

Doch der wahre Zauber dieses Gerichts liegt in einer Geschichte, die der römische Naturforscher Plinius der Ältere erzählt:

Die Sache mit der Eierschale 🥄

Bei einem römischen Gastmahl saß der reiche Lucius auf seinem Speisesofa (triclinium) und genoss eine delikate Eierspeise – vielleicht sogar genau dieses Gericht. Doch plötzlich entdeckte er eine unversehrte Eierschale auf dem Tisch. Mit strengem Blick wandte er sich an seinen Sklaven:
Zerschmettere diese Schale!

Ein junger Gast fragte verwundert, warum er das tun solle. Lucius antwortete in etwa so:

„Wenn man Eierschalen unversehrt lässt, können Hexen oder böse Geister sie als Boote nutzen, um über das Meer zu segeln und Unheil zu bringen. Wer an Land speist, trägt Verantwortung für die Seeleute auf See.“

Ein verbreiteter Aberglaube, den Plinius in seiner Naturalis Historia festhielt. Dort heißt es, es gebe „niemanden, der die Schalen der Eier nicht zerbricht oder mit dem Löffel durchstößt“ – ein Schutzritual gegen magische Angriffe. Die Küche der Römer war also nicht nur ein Ort für Genuss, sondern auch für Magie, Symbole und Schutzmaßnahmen.

 

Viel Spaß beim Nachkochen!

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