Hypocras
mittelalter Glühwein
Zutaten
500 ml Rotwein
80 g Zucker
1 TL Zimt
1 TL Ingwer
3 Nelken
1 Messerspitze Muskat
½ TL Galgant
1–2 Prisen Pfeffer
1–2 TL Rosenwasser
Zubereitung
Gewürze grob mörsern
Diese mit Rotwein und Zucker in einem Topf sanft erhitzen
Abkühlen lassen und mehrere Stunden ziehen lassen
Durch ein feines Tuch oder Hippokrates-Sack (Filtertuch) klar abseihen – ggf. doppelt
Lauwarm oder kalt servieren – je nach Geschmack
Der Name Hypocras leitet sich vom griechischen Arzt Hippokrates ab. Der sogenannte „Hippokrates-Sack“ (manica Hippocratis) war ein konisches Filtertuch, durch das man Gewürzwein klärte – und das dem Getränk seinen Namen gab.
🪄 Ursprung & Wirkung
Hypocras ist Teil einer langen Tradition:
Inspiriert vom römischen Conditum Paradoxum
Überliefert u. a. im „Le Ménagier de Paris“ (um 1393)
Serviert am Hof Heinrichs VIII. – als Magenstärker und aphrodisierendes Luxusgetränk
🏰 Höfische Mode & Apothekertrank
Christine de Pizan nennt ihn Modegetränk der höfischen Kultur
In deutschen Küchenbüchern des 15./16. Jh. als „ypocras“ oder „gewürzter wein“
Auch in Apothekenrezepturen als Magenmittel bekannt
Gewürze wie Galgant, Ingwer und Zimt galten als wärmend und verdauungsfördernd
🍷 Hypocras bei Hofe
König Heinrich VIII. ließ Hypocras zum Abschluss prunkvoller Bankette servieren – nach 100+ Gängen sollte der Wein:
den Magen beruhigen,
die Verdauung anregen,
und die männliche Stärke fördern – laut seinen Hofärzten.
„Ein Wein? Ein Bier? Ein Hippokras mit Ingwer?“
– Richard Strauss, Der Rosenkavalier
🌍 Vom Orient in die Klosterküche
Nach dem Untergang Roms wanderte der Gewürzwein:
über Byzanz
durch den arabischen Raum
in die mittelalterliche Klostermedizin
Dort wurde er als Heilmittel weiterverwendet – bis er später als Genusswein Einzug in Adels- und Bürgerhäuser hielt.
Hypocras gilt daher als kultureller Vorfahr des modernen Glühweins.
Viel Spaß beim Nachkochen!